Zwei Schlösser für ein Ja‑Wort
Es gibt Paare, die heiraten einmal. Und es gibt Paare, die heiraten zweimal – an zwei Tagen, in zwei Schlössern. Für mich als Hochzeitsfotograf München bedeutet das: doppelte Freude, doppelte Locations, doppelte Anzahl an Regenschirmen im Gepäck.
Schloss Ismaning – Barock mit musikalischem Unterton
Das Rathaus von Ismaning residiert nicht etwa in einem nüchternen Betonbau, sondern in einem barocken Schloss aus dem 16. Jahrhundert. Wer hier heiratet, bekommt automatisch eine Portion Geschichte gratis dazu. Der „Rote Saal“ ist so prunkvoll, dass man sich fast fragt, ob man nach der Trauung noch Eintritt zahlen muss.
Zur musikalischen Untermalung wurde der Flügel im Saal tatsächlich bespielt – und nein, nicht von einem Hochzeitsfotografen, sondern von jemandem, der das wirklich kann. Die Braut erschien in einem schwarzen Kleid mit weißem Hut, der Bräutigam passend dazu ebenfalls in Schwarz. Ein modisches Statement, das irgendwo zwischen „klassisch elegant“ und „wir brechen gern Konventionen“ rangierte.
Der Standesbeamte wiederum bewies, dass Bürokratie nicht immer trocken sein muss: Mit Gedichten brachte er die Gesellschaft zum Schmunzeln. Zur Trauung zitierte er Wilhelm Busch – und tatsächlich passte die Zeile ‚Gott sei Dank, sie haben sich!‘ perfekt zu diesem Moment.
Traditionen mit leichter Ironie
Nach der Trauung folgte das unvermeidliche Herz‑aus‑dem‑Bettlaken‑Schneiden. Statt der üblichen Variante, bei der der Bräutigam seine Braut hindurchträgt, entschieden sich die beiden für die ergonomische Lösung: gemeinsam durchsteigen. Romantik trifft Rückenschonung – eine Kombination, die man in keinem Hochzeitsratgeber findet.
Das Baumstammsägen war ebenfalls Teil des Programms. Nun ja, „Stamm“ ist vielleicht übertrieben. Es handelte sich eher um den Rest eines ambitionierten Weihnachtsbaums. Die Säge war immerhin funktionstüchtig, sodass die Aufgabe in überschaubarer Zeit erledigt wurde. Für mich als Hochzeitsfotograf sind solche Momente ein Geschenk: Sie zeigen, dass Humor und Improvisation oft die schönsten Bilder liefern.
Zum Sektempfang ging es über die Holzbrücke des Seebachs ins Gasthaus zur Mühle – eine Location, die rustikalen Charme mit der Nähe zum Wasser verbindet. Wer hier nicht ins Schwärmen gerät, hat vermutlich schon zu viel Sekt getrunken.
Schloss Blutenburg – Romantik mit Wetterkapriolen
Am nächsten Tag wechselte die Szenerie nach München‑Obermenzing. Schloss Blutenburg, ursprünglich eine Wasserburg, bietet mit seinem Innenhof, den Apfelbäumen und den historischen Gebäuden eine Kulisse, die fast zu schön ist, um wahr zu sein. Wäre da nicht der Regen gewesen, der die freie Trauung kurzerhand nach drinnen verlegte.
Der Bräutigam wartete im Saal, die Braut kam diesmal klassisch im weißen Kleid und wurde vom Vater hereingeführt. Vor dem Ringwechsel gab es ein besonderes Ritual: die Ringwärmung. Dabei wandern die Ringe an einer Schnur durch die Reihen der Gäste, die sie kurz berühren und ihre guten Wünsche mitgeben. Ein stilles, aber intensives Zeichen dafür, dass eine Ehe nicht nur zwischen zwei Menschen geschlossen wird, sondern im Kreis ihrer Liebsten verankert ist.
Regenfotografie – kein Drama, sondern Stilmittel
Als Hochzeitsfotograf München weiß man: Regen ist kein Feind, sondern ein kreativer Verbündeter. Mit Schirmen, überdachten Durchgängen und Vordächern lassen sich Bilder schaffen, die oft mehr Charakter haben als strahlender Sonnenschein. Und wenn die Gäste mit Sekt und Torte versorgt sind, kann man das Brautpaar auch bei wechselhaftem Wetter für ein Shooting entführen – ganz ohne schlechtes Gewissen.
Kleine Gesten, große Wirkung
Nach der Trauung ging es durch den Hof in einen anderen Saal für Glückwünsche, Sektempfang und Kaffee. Die Hochzeitstorte wurde angeschnitten, und spätestens da war klar: Regen kann die Stimmung nicht trüben, wenn die Gesellschaft gut gelaunt ist.
Schlussgedanken mit Augenzwinkern
Zwei Schlösser, zwei Tage, zwei Outfits – und eine Hochzeit, die zeigt, dass Vielfalt und Improvisation genauso wichtig sind wie Tradition. Für mich als Hochzeitsfotograf war es eine wunderbare Gelegenheit, die Kontraste zwischen barockem Prunk und wetterbedingter Spontaneität festzuhalten. Am Ende bleibt die Erkenntnis: Ob schwarzes Kleid oder weißer Hut, ob Sonnenschein oder Regen – die schönsten Bilder entstehen dort, wo echte Emotionen sichtbar werden. Und manchmal auch dort, wo ein Hochzeitsfotograf versucht, seine Kamera trocken zu halten.
Wer das komplette Gedicht von Wilhelm Busch lesen möchte, findet es hier im Original:
O wie lieblich, o wie schicklich,
sozusagen herzerquicklich,
ist es doch für eine Gegend,
wenn zwei Leute, die vermögend,
außerdem mit sich zufrieden,
aber von Geschlecht verschieden,
wenn nun diese, sag ich, ihre
dazu nötigen Papiere,
sowie auch die Haushaltssachen
endlich mal in Ordnung machen
und in Ehren und beizeiten
hin zum Standesamte schreiten,
wie es denen, welche lieben,
vom Gesetze vorgeschrieben,
dann ruft jeder freudiglich:
Gott sei Dank, sie haben sich!

































































