Wo sonst Stau ist, gab’s Applaus – Hochzeit am Irschenberg

Ein Berg, der mehr kann als Stau

Der Irschenberg ist für viele Autofahrer ein Synonym für „zähfließend“ – und das nicht nur im übertragenen Sinn. Wer an einem Samstag Richtung Salzburg fährt, kennt die Stelle kurz vor Rosenheim, an der die Geduld auf die Probe gestellt wird. Doch oben auf dem Höhenrücken wartet nicht nur eine Gemeinde mit Panorama, sondern auch eine Hochzeitslocation, die deutlich weniger Stillstand kennt. Als Hochzeitsfotograf München durfte ich dort eine Sommerhochzeit begleiten, die bewies: Der Irschenberg kann mehr als Verkehrsmeldungen.

Seehamer See – die Ruhe vor dem Sturm

Vor der kirchlichen Trauung nutzten wir die morgendliche Frische für das Brautpaarshooting am Seehamer See in der Nähe von Weyarn. Ein Ort, der so idyllisch ist, dass man fast vergisst, dass später über 100 Gäste auf einen warten. Das Wasser glitzerte, die Spiegelungen waren perfekt – und das Brautpaar konnte noch einmal tief durchatmen. Einige Fotos entstanden in Bewegung, was den Bildern eine Leichtigkeit verlieh, die man bei 30 Grad später am Tag nur schwer nachstellen kann.

Pfarrkirche St. Johann Baptist – barock mit Überraschung

Die Pfarrkirche St. Johann Baptist ist ein barockes Schmuckstück, das schon beim Betreten eine gewisse Feierlichkeit ausstrahlt. Während der Trauung gab es eine kleine Besonderheit: Der Pfarrer bat die Eltern des Brautpaares nach vorne. Ein Moment, der zeigte, dass auch in jahrhundertealten Mauern Platz für kleine Neuerungen ist. Nach dem Ja‑Wort gab es dann das erste Geschenk – einen Eisbeutel. Praktisch, kühlend und ehrlich gesagt das sinnvollste Präsent des Tages.

Glückwünsche im Schatten

Draußen warteten die Gäste im Schatten, um ihre Glückwünsche zu überbringen. Besonders auffällig: die gelben Rosen, die der Braut überreicht wurden. Ein Farbspiel, das sich später auch in den Fotos wiederfand. Trotz der Hitze war die Stimmung erstaunlich energiegeladen – vielleicht lag es daran, dass jeder wusste, dass im Trachtenheim bald die Tanzfläche eröffnet wird.

Trachtenheim Irschenberg – Tradition mit Platz

Das Trachtenheim ist eine Location, die weiß, wie man Hochzeiten feiert: großer Saal, Bühne, Empore und genug Platz für Musik, Tanz und Reden. Vor dem Gebäude entstand das Gruppenfoto, bevor die Band das Brautpaar und die Gäste in den Saal spielte. Dort folgte das Pflichtprogramm: Hochzeitstorte anschneiden, humorvolle Reden der Väter und der Brautwalzer. Typisch bayerisch: Schon am Nachmittag war die Tanzfläche eröffnet – schließlich will man ja nicht riskieren, dass jemand zu lange sitzt.

Brautverziehen im Heustadel – Tradition mit Augenzwinkern

Kaum war der Walzer getanzt, war die Braut auch schon verschwunden. Der Bräutigam, abgelenkt durch eine andere Tanzpartnerin, bekam Kopftuch, Schürze, Besen und Kerze verpasst – die klassische Ausstattung für die Suche. Nach kurzer Zeit fand er seine Braut im Heustadel nebenan. Dort begann die ausgelassene Party, die schnell eskalierte in Richtung „Tanzen auf den Bänken“. Die Band heizte ein, die Gäste schwitzten, und die Stimmung war auf dem Höhepunkt. Wer behauptet, Tradition sei langweilig, hat hier wohl noch nie getanzt.

Kleine Details, große Wirkung

Was bleibt von diesem Tag? Neben den großen Momenten – Ja‑Wort, Brautwalzer, Hochzeitstorte – sind es die kleinen Geschichten: der Eisbeutel als Geschenk, die gelben Rosen, die Eltern vorne am Altar, das Tanzen auf den Bänken. Als Hochzeitsfotograf liebe ich genau diese Mischung aus Tradition, Überraschung und spontanen Szenen. Sie machen jede Reportage einzigartig und lebendig.

Am Ende zählt das Lächeln

Wenn ich an diese Hochzeit am Irschenberg zurückdenke, sehe ich nicht nur Bilder, sondern höre auch das Lachen, spüre die Hitze und erinnere mich an die Energie der Gäste. Es war ein Tag, der zeigt: Hochzeiten müssen nicht perfekt sein, um unvergesslich zu sein. Manchmal reicht ein Eisbeutel, ein Heustadel und ein Berg, der mehr kann als Stau.