Hochzeitsfotografie in München und Sauerlach

Ein bayerischer Auftakt mit Tracht und Takt

Zwei Tage Hochzeit – das klingt nach doppeltem Glück, doppeltem Kuchen und, für mich als Hochzeitsfotograf München, nach doppeltem Spaß. Der erste Stopp: das Standesamt Mandlstraße in Schwabing. Wer hier heiratet, sollte wissen: Die Trauungen sind so kurz, dass man kaum „Ja, ich will“ sagen kann, bevor schon wieder jemand an die Tür klopft. Aber keine Sorge – die Lage direkt am Schwabinger Bach macht das locker wett.

Das Brautpaar und die Gäste hatten sich auf Dirndl und Lederhosen geeinigt. Ein Dresscode, der nicht nur die Herzen der Schwiegermütter erfreut, sondern auch die Speicherkarte des Fotografen. Direkt danach ging es in den Englischen Garten, wo wir die ersten Brautpaarfotos machten. Zwischen Enten, Spaziergängern und neugierigen Touristen entstanden Bilder, die so natürlich waren, dass man fast vergessen konnte, dass sie inszeniert waren.

Standesamt mit Säulen und Seifenblasen

Von außen beeindruckt das Standesamt Mandlstraße mit seinen Säulen – fast wie ein kleiner Tempel für das große „Ja“. Innen dagegen erwartet einen ein Trausaal mit altmodischer Holzvertäfelung. Manche nennen es „klassisch“, andere „Retro-Charme“. Für mich als Hochzeitsfotograf ist es vor allem eine Bühne, die den Menschen den Vorrang lässt – und genau so soll es ja auch sein. Besonders an Freitagen wird es dort lebendig, wenn mehrere Hochzeitsgesellschaften gleichzeitig warten. Als Fotograf muss man da schon aufpassen, nicht versehentlich Tante Erna aus einer anderen Familie zu portraitieren.

Beim Auszug gab es Seifenblasen statt Reis. Praktisch, denn die kleben nicht in den Haaren und müssen auch nicht zusammengekehrt werden. Dazu das obligatorische Herz aus dem Bettlaken – mit Werkzeugen, die eher an Baumarkt-Restposten erinnerten. Aber genau das macht den Charme solcher Rituale aus: ein bisschen Improvisation, ein bisschen Chaos, und am Ende ein Foto, das keiner vergisst.

Kirchliche Trauung mit türkisfarbenem Farbtupfer

Am nächsten Tag dann der zweite Akt: die kirchliche Trauung in St. Michael in Sauerlach-Arget. Der Bräutigam wartete vorne, die Braut kam mit ihrem Vater herein – ein Klassiker, der nie an Wirkung verliert. Besonders auffällig: die Brautjungfern in türkis. Ein Farbton, der irgendwo zwischen „Sommerfrische“ und „Karibikurlaub“ liegt und die Kirche wunderbar aufhellte.

Nach dem Auszug wartete ein Baumstamm, der aussah, als hätte er schon ein Vorleben als Maibaum gehabt. Mit vereinten Kräften und einem Lächeln, das zwischen „romantisch“ und „sportlich erschöpft“ schwankte, meisterte das Brautpaar auch diese Aufgabe.

Feier im Landgasthof Schmuck – Platz für alle und alles

Die Feier fand im Landgasthof Schmuck statt, wo der Feststadl aus Holz nicht nur rustikal, sondern auch erstaunlich geräumig ist. Über 100 Gäste fanden bequem Platz – und keiner musste auf der Fensterbank sitzen. Beim Sektempfang gab es Häppchen, oder wie man heute sagt: Fingerfood. Die Band überraschte mit A-cappella-Einlagen, die so gut waren, dass man fast vergaß, dass später noch getanzt werden sollte.

Es folgten die klassischen Programmpunkte: Ansprache des Bräutigams, Tortenanschnitt und – ungewöhnlich früh – der Brautwalzer am Nachmittag. Aber wer sagt eigentlich, dass es feste Regeln gibt? Ich habe schon alles erlebt: Torte mittags, Torte um Mitternacht, Walzer vor dem Essen oder danach. Am Ende zählt nur, dass es zum Brautpaar passt.

Brautverziehen light

Natürlich durfte auch das Brautverziehen nicht fehlen. Der Bräutigam bekam diesmal nur ein viel zu kleines Hütchen aufgesetzt – eine Verkleidung, die irgendwo zwischen „Karneval“ und „Kindergartenfundkiste“ lag. Um die Braut zurückzuerobern, musste er Aufgaben erfüllen und auf einem Holzscheit knien. Zum Glück gab es eine gepolsterte Variante – Tradition mit Komfort, sozusagen.

Die Band sorgte währenddessen für Stimmung, die irgendwo zwischen Volksfest und Rockkonzert pendelte.

Feuer, Freude, Fest

Nach dem Abendessen wartete noch ein Feuerschlucker, der die Gäste mit seiner Show in Staunen versetzte. Für mich als Fotograf eine perfekte Gelegenheit, Gesichter zu fotografieren, die gleichzeitig überrascht, begeistert und ein kleines bisschen besorgt waren.

Erinnerungen, die nicht verblassen

Zwei Tage, zwei Trauungen, unzählige kleine Geschichten: von Seifenblasen über Baumstämme bis hin zu einem Feuerschlucker. Diese Hochzeit war ein Kaleidoskop aus Tradition, Humor und Emotionen. Für mich als Hochzeitsfotograf war es eine Freude, all diese Momente einzufangen – dezent im Hintergrund, aber immer nah genug, um das Wesentliche sichtbar zu machen.

Für alle, die nicht aus Bayern sind:

Das sogenannte „Brautverziehen“ oder „Brautverziang“ – eine bayerische Spezialität: Die Braut verschwindet plötzlich mit einer fröhlichen Truppe in eine Nebenlocation, und der Bräutigam darf sie zurückerobern. Meistens kostet ihn das ein paar Getränke und ein paar Nerven – aber am Ende bekommt er seine Braut zurück. Hoffentlich.